OSTERGRUSS DER LANDESBISCHÖFIN 1. KORINTHER 15,1-11
DURCH GOTTES GNADE BIN ICH, WAS ICH BIN
Paulus war verwandelt. Aus dem einstigen Verfolger der ersten Christen war ein großer Glaubenszeuge geworden. Seine Begegnung mit dem Auferstandenen hatte alles durcheinandergewirbelt, eine radikale Wende eingelei- tet. Vielen war der auferstandene Jesus zuvor erschienen: den zwölf Aposteln, mehr als fünfhundert Menschen auf einmal, zuletzt auch Paulus, dem „geringsten unter den Aposteln“ (1. Kor. 15,7). Die Hoffnung macht keinen Un- terschied. Keiner derjenigen, die später die Auferstehung Jesu bezeugten, hatte damit gerechnet, Zeuge des Lebens zu werden, das den Tod überwindet.
„Durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin“, schreibt Paulus den Korinthern. Die Gemeinde war in eine Krise geraten. Verschiedene Gruppen stritten darum, wie der Glaube zu verstehen sei. Missstände, Zweifel, Unklar- heiten machten sich breit. Manche waren der Überzeu- gung, es gebe keine Auferstehung der Toten (1. Kor. 15,12) und betonten nur die von Christus geschenkte Freiheit in allen ethischen Fragen.
Ohne Auferstehung ist unser Glaube wertlos, schreibt Pau- lus. Aber er spitzt es zu: Nicht die Auferstehung ist letztlich der Grund unseres Glaubens, sondern der Auferstandene selbst. In der Begegnung mit dem Auferstandenen lernt er zu verstehen, was seine und unsere Auferstehung bedeu- ten. Selbst diejenigen, die Jesus persönlich gekannt haben, sahen ihn nach der Auferstehung ganz anders. Es ist ihnen wie Schuppen von den Augen gefallen. Im Osterlicht des dritten Tages verstanden die Jüngerinnen und Jünger auf einmal, dass alle Taten und Worte Jesu auf seinen Tod und seine Sendung hindeuteten.
Paulus selbst hatte die Begegnung mit dem Auferstande- nen den Mut verliehen, die eigene Vergangenheit zu über- winden und über alle Grenzen und Vorurteile hinweg die frohe Botschaft zu predigen: dass Gottes Liebe an keinerlei Voraussetzungen geknüpft ist; dass der Tod nicht das letz- te Wort hat; dass selbst unsere Schuld und unser Versagen von Gott in Christus überwunden sind; dass wir eine Hoff- nung haben, die der Gewalt, dem Krieg und dem Tod das Leben entgegenzusetzen vermag. Das ist für Paulus kein purer Trotz, keine Selbstbeschwörungsformel, alles werde wieder gut. Ihn hat diese Botschaft selbst überwältigt, aus der Bahn des Versagens und des Verzweifelns auf den Weg des Lebens gestellt.
Ostern kann auch uns neu aufrichten. An Ostern können wir dem auferstandenen Jesus Christus begegnen: In dem Zeugnis vieler Menschen, die es erfahren haben, dass letztlich das Leben siegt. In dem Mut, der uns aus den Worten der Bibel erwachsen kann. Ostern bestärkt uns in der Zuversicht, dass unsere Welt, dass meine Welt noch nicht an ihr Ende gekommen ist. Dass die Hoffnung über den Tod hinaus uns schon jetzt verwandeln kann. Dass wir am Ende völlig neu werden und auch diese Welt voller Gewalt und Unfrieden verwandelt werden wird in einen neuen Himmel und eine neue Erde.
„Durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin“: verwandelt in die Hoffnung, dass wir den Tod überwinden werden. Der Tod bleibt uns nicht erspart. Aber er kann uns nichts mehr anhaben. "Der Tod ist wohl noch eine Schlange", sagt Martin Luther, doch dieser Schlange ist der Giftzahn gezogen. Die Schlange ist noch da, sie ist auch noch schrecklich, aber ihr Gift kann uns nicht mehr töten. Mit dieser Hoffnung können wir sogar die letzte Reise zu- versichtlich antreten, auch wenn der Weg schwer ist und die Angst bleibt. Aber die Treue Gottes, die wir hier schon erfahren können, wird niemals aufhören.
„Durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin.“
Woche der Diakonie
Die Woche der Diakonie findet vom 18.06. - 25.06.2023 statt.